TAZARA Railway
Am 13. Oktober 2015 war es endlich soweit. Die lang ersehnte Zugfahrt von Tansania nach Sambia konnte beginnen. TAZARA steht für Tansania-Zambia Railway. Der Zug fährt zweimal wöchentlich von Dar es Salaam (Dienstag und Freitag) nach Kapiri Mposhi (die Endstation in Sambia) und wieder zurück. Die gesamte Strecke beläuft sich auf 1860 km.
Die Strecke wurde früher als Exportroute für Kupfererz genutzt und wurde von der Volksrepublik China finanziert. Mehr dazu weiß auf Wikipedia.
Wir nahmen früh morgens die Fähre von Sansibar nach Dar es Salaam. Vom Fährbahnhof fuhren wir mit dem Taxi zur TAZARA Railway Station. Das „Papier“ Ticket für die dreitägige Zugfahrt hatten wir uns ja schon zwei Wochen zuvor gekauft. Dies war auch unser Glück, denn an diesem Tag hätten wir keinen Platz mehr bekommen.
Am Bahnhof angekommen durften wir im Wartebereich der 1ten Klasse Platz nehmen. Vergleichbar mit der Deutschen Bahn war es allerdings nicht. 🙂
Die Passagiere der Holzklasse musste in der Wartehalle zum Teil auf dem Boden Platz nehmen.
Pünktlich um 15.50 Uhr konnten wir in den Zug einsteigen. Wir waren überrascht über so viel Pünktlichkeit. Und das in Afrika 😉
Wir machten uns auf die Suche nach unserem Abteil. Wir hatten für die ca. dreitägige Fahrt ein erste Klasse Platz mit Bett gebucht.
Die Betten waren überraschenderweise sehr angenehm. Wir hatten ja unsere Schlafsäcke dabei die wir hier gut nutzen konnten. Es war wirklich alles sehr old school im Zug. Alle Dinge die früher einmal funktionierten taten ihren Dienst heute nicht mehr (Ventilator, Leselampe..).
Mit uns waren noch zwei andere Frauen im Abteil. Eine Dame aus Tansania und die andere aus Sambia. Beide sehr herzlich und lieb. Die Schlafwagen werden streng nach Männern und Frauen getrennt und können mit einer Tür geschlossen werden. In der 1ten Klasse wird auch Essen serviert. Alternativ kann man auch ins Restaurant gehen. Hier werden zwei Gerichte serviert. Ein Gericht mit Fisch und eines mit Fleisch. Dazu kann man Bier oder alkoholfreie Getränke bestellen.
Der 1ten Klasse steht auch eine Dusche zur Verfügung. Für eine kleine Katzenwäsche ist es völlig ausreichend. Denn man weiß beim TAZARA nie wann er abfährt, ob er eine Panne hat und wann genau er ankommt. Wir stellten uns mal auf drei Tage ein.
Die Landschaft durch die wir fuhren war wirklich super schön! Wir konnten wirklich viel sehen und die Landschaft veränderte sich stündlich.
Unterwegs kamen wir an kleinen Dörfern vorbei und die Kinder winkten uns zu. Sie wollten das wir ihnen unsere leeren Plastik-Wasserflaschen zuwerfen. Sie basteln sich daraus Spielzeug oder sammeln Wasser.
Auch die Sonnenuntergänge vom Zug aus waren wunderschön. Einfach herrlich diese Farben.
In unserem Abteil war das Fenster tagsüber offen und Nachts haben wir es immer geschlossen. Da wir an vielen Bahnhöfen hielten war es eine reine Sicherheitsmaßnahme. Es kommt sehr oft vor das Fremde einsteigen und Sachen klauen. Wir haben uns Abends bei offenem Fenster auch immer sehr unwohl gefühlt.
Tagsüber war man immer übersät mit Ruß! Man hatte einen richtigen Film auf der Haut sowie auf den Betten und der Kleidung.
An das rütteln und schütteln im Zug hatte man sich nach dem ersten Tag gewöhnt. Schwierig war es nur die anderen Wagen zu erreichen. Immer eine echte Mutprobe war das Springen und Laufen über die Übergänge des Zuges.
Und natürlich war der Gang auf die nicht westliche Toilette jedes mal ein Abenteuer! 🙂 Mein Tipp: Nur die Toilette aufsuchen wenn der Zug in einem Bahnhof hält.
Erstaunlicherweise konnte ich auch nachts gut schlafen. Nach dem ersten Tag hatten wir bereits acht Stunden Verspätung. Es hieß erst das wir nur kurz an einem Bahnhof anhielten und ein kurzer Check vorgenommen werden sollte. Da war es ca. 20.00 Uhr abends. Am nächsten morgen um 06.00 Uhr fuhren wir dann los. 🙂 TIA (This is Africa). Aber zum Glück geht hier die Sicherheit vor.
An Tag drei war es dann endlich soweit. Wir kamen der sambischen Grenze immer näher. Kurz vor der Grenze stieg Personal von der Immigration ein und nahm die Ausreise von Tansania mit Stempel vor. An der Grenze hielt der Zug erneut und wir konnten bei den Einreisebeamten das Visum für Sambia einholen. Dies kostete 50$ und wir bekamen das Visum in den Pass geklebt. So einfach geht das hier. Anschließend stieg noch jemand in den Zug bei dem wir unser Geld von Tansania Schilling in Kwacha umtauschen konnten. Was für ein gerechne im Kopf! Wir rechneten zuerst Schilling in EUR um und dann wieder in Kwacha. Puhhh, die Köpfe qualmten! 🙂 Als auch dies abgeschlossen war ging die Reise weiter. Zwei Stunden später gegen 08.45 Uhr erreichten wir zu unserem Erstaunen die Endstation Kapiri Mposhi in Sambia. Wir waren am Ziel und das nach 65 Stunden Zugfahrt. Ein Klacks 😉 Ob ich es noch einmal machen würde weiß ich nicht. Aber eine Erfahrung war es definitiv wert!
Am Bahnhof nahmen wir dann einen Minibus nach Lusaka. In einen gewöhnlichen Minibus passen laut Anzahl der Sitzplätze 10-11 Personen. Bei uns im Minibus saßen zeitweise 21 Personen (darunter 4 Kinder), zwei Hühner im Käfig und Gepäck (Rucksäcke) von 6 Personen! Aufgrund der Enge konnte ich leider nur ein Foto von hinten machen.
Nach weiteren vier Stunden und knapp 5,- EUR kamen wir in Lusaka an. Wir wollten eigentlich noch an diesem Tag den Bus nach Livingstone nehmen. Wir liefen also mit unseren Rucksäcken die angeblichen 10 Minuten Fußweg zum Intercity Busbahnhof. Glaube nie einem Afrikaner wenn er sagt es seien nur 10 Minuten Fußweg. Dann meint er 10 Minuten mit dem Auto wahrscheinlich.
Der Intercity Busbahnhof in Lusaka war schrecklich. Jeder wollte uns ein Busticket verkaufen und hat uns angesprochen. Hier habe ich mich richtig unwohl und unsicher gefühlt. Ständig hatte ich meine Sachen im Blick!
Es war ein hin und her bis wir den richtigen Busschalter finden konnten. Wir hatten uns vorab im Internet informiert und kauften unser Ticket bei dem Busunternehmen Shalom. Die Strecke von Lusaka nach Livingstone kostete 120 Kwacha (umgerechnet 10,- EUR) und sollte sechs Stunden dauern. Wir konnten vorher glücklicherweise noch etwas warmes Essen (das erste an diesem Tag) und nochmal auf die Toilette gehen. Um 15 Uhr fuhr der Bus dann mit einer halben Stunden Verspätung ab. Es war eine nicht enden wollende Fahrt!
Wirklich viel sehenswertes gab es in Lusaka nicht sonst hätten wir hier noch eine Nacht verbracht.
Nach acht Stunden kamen wir dann auch endlich in Livingstone am Busbahnhof an. Wir liefen mit unserem Gepäck noch ins Hostel. Sollte man eigentlich nachts nicht mehr machen aber wir waren zu dritt und hatten keine Angst 🙂
Es war wirklich ein sehr langer und anstrengender Tag aber wir haben unser Ziel Livingstone erreicht. Hier wollten wir die kommenden zehn Tage verbringen bis unsere geplante Overland Camping Safari losgeht.
Meine Tipps: Das Zugticket für den TAZARA kann nicht online gekauft werden. Man muss dieses am Schalter am Bahnhof kaufen. Am besten zwei Wochen vor Abfahrt sonst hat man womöglich keine Chance mehr auf die wenigen 1te Klasse Tickets. Und ich kann 1te Klasse Tickets im Schlafwagen nur jedem empfehlen. Die Strecke ist lang und da möchte man einfach auch mal seine Beine ausstrecken und etwas Privatsphäre genießen. Es gibt auch lokale Reiseagenturen die dir das Ticket besorgen können. Am besten mal Google befragen.
Vor der Abfahrt solltest du dich nach Bedarf noch etwas mit Obst oder Kekse/Gebäck eindecken. Du kannst zwar in dem ein oder anderen Bahnhof aussteigen oder etwas durchs Fenster kaufen aber meistens nicht das worauf man Lust hat. Und du solltest definitiv Zeit mitbringen! Und etwas zum Lesen. Man weiß nie wie lange der TAZARA für die Strecke benötigt.
2 Comments
[…] Railway) nach Sambia zu fahren. Um eine Vorstellung vom Zug zu bekommen, schau doch mal bei Sonja vorbei. Die hat die Fahrt 2015 gemacht und sehr anschaulich darüber […]
[…] Hauptstadt Sansibars. Zurück in Dar Es Salaam begann das größte Abenteuer. Die Zugfahrt mit der TAZARA Railway über 1800 Kilometer nach Kaipri Mposchi […]