Kampala – Ugandas Hauptstadt zu Fuß erkunden
Kampala
Es ist kühl an diesem Morgen. Die Sonne ist schon seit einer Weile am Himmel hinter Wolken versteckt. Ein perfekter Tag für eine Walking Tour durch diese wuselige und bunte Großstadt. Es leben mehr als 1,5 Millionen Menschen in Ugandas Hauptstadt. In ganz Uganda leben etwa 35 Millionen Menschen. Die Stadt wuchs so schnell, dass sich das Zentrum Kampala’s auf mehr als die sieben Hügel ausbreitete. Auf jedem der sieben Hügel im Zentrum befindet sich ein wichtiges Gebäude oder Einrichtung.
Woher stammt eigentlich der Name „Kampala“? Die Ableitung stammt von Kasozi K’Empala. Dies bedeutet „Hügel der Antilopen“ oder auch „Camp of the Impala“. Die Aussprache fiel den Menschen schwer und übrig blieb „Kampala“.
Mit 290 Tagen Gewitter im Jahr gehört Kampala zu den regenreichsten Gebieten der Erde!
Kampala ist eine der 127 Verwaltungsbezirke auf Distriktebene von Uganda. Der Bezirk mit der Hauptstadt Kampala wird Buganda genannt. Er liegt direkt am Victoriasee. In Uganda ist Swahili und Englisch Amtssprache. Im Königreich Buganda spricht man zusätzlich noch Luganda. Hinzu kommen verteilt auf das ganz Land noch ca. 40 weitere Sprachen. Wer mehr über das Königreich Buganda und seine Clans wissen möchte, der schaut am besten hier bei Wikipedia oder direkt auf der Seite von Buganda. Die ganze Geschichte inkl. Bürgerkrieg ist sehr komplex und würde hier den Rahmen des Beitrags sprengen. Eins sei jedoch noch gesagt: Die achtjährige Regierungszeit von Amin ist das dunkelste und schrecklichste Kapitel in Uganda’s Geschichte.
Walking Tour
Mir ist es wichtig, wenn ich in ein Land reise, dass ich so viel wie möglich sehe und erlebe. Dazu gehört für mich auch der Besuch von Märkten, historischen Gebäuden, Museen, Café’s uvm. Als ich im Reiseführer und dann im Internet auf die Walking Tour in Kampala aufmerksam wurde, hab ich gleich eine Email geschrieben und die Tour angefragt. Was gibt es schöneres, als eine solch bunte Stadt zu Fuß zu erkunden? Die Kommunikation mit Zulaika, der Inhaberin, war gleich super sympatisch und sie hat alle meine Fragen direkt und freundlich per Email beantwortet. Über sie habe ich auch den Transfer von Entebbe nach Kampala gebucht.
Treffpunkt in Kampala war das alte Post Office. Hier starten die Touren täglich ab ca. 08.30 Uhr. Als wir mit dem Taxi zum vereinbarten Treffpunkt für die Walking Tour in der Innenstadt ankamen wurden wir herzlich von Joanne begrüßt. Joanne war für diesen Tag unsere Reiseleiterin und arbeitet bereits seit 1 1/2 für Kampala Walking Tours. Die drei Frauen der Agentur bieten unterschiedliche Touren in und um Kampala an (auch Safari’s im ganzen Land).
Nach der herzlichen Begrüßung begann unsere Tour zu Fuß durch die Stadt. Ich hatte mich für die sechsstündige Tour entschieden. Man hat auch die Möglichkeit eine dreistündige Tour zu buchen. Ich wollte so viel wie möglich sehen und in die Stadt eintauchen. Ich liebe diese pulsierenden Städte mit vielen Menschen und Gewusel. Das ist für mich das richtige Afrika. Und zu Fuß sieht man einfach nochmal viel mehr als mit dem Auto durchzufahren.
Sehenswürdigkeiten
Folgende Sehenswürdigkeiten werden zu Fuß während der sechsstündigen Tour erkundet:
– alle berühmten Gebäude/Denkmäler in der Innenstadt
– verschiedene Künstlermärkte
– alter Taxi Park
– Nakasero Markt
– alter Hindu Tempel
– Owino Markt
– Uganda National Mosque
– St. Paul’s Cathedral
– Kings Roundabout
– Kabaka Palace (Königspalast)
Während der dreistündigen Tour sind es ein paar weniger Punkte die besichtigt werden.
Tour und Highlights
Historische Gebäude/Monumente
Der erste Stop der Tour war an der Statue von Sir Edward Mutee, dem ersten Präsidenten von Uganda. Er regierte von 1963 – 1966.
Weiter ging es zum sechs Meter hohen „Independence Monument“. Es zeigt wie ein Mann ein Kind aus seinen Bandagen befreit und in die Luft hält damit es den Himmel berühren kann. Es entstand kurz vor der Unabhängigkeit Ugandas und symbolisiert ein neu geborenes Land.
Downtown und Märkte
Unser Weg führte uns Richtung Downtown. Die meisten Menschen die in und um Kampala arbeiten kommen täglich mit dem Boda Boda aus unterschiedlichen Regionen angefahren. Boda Boda nennt man hier die Motorräder. Sie heißen Boda Boda weil sie früher immer mit Ware über die Grenzen (engl. Border) gefahren sind. Übrig geblieben ist Boda Boda. Die Fahrt mit einem Boda Boda ist hier recht günstig und geht schneller als mit einem Minibus (Matatu) oder Taxi. Die Boda Boda Fahrer warten überall auf Ihre Kundschaft. Es gibt gefühlt Millionen davon im Land. Beim überqueren der Straßen muss man ziemlich aufpassen nicht überfahren zu werden.
Weiter ging es zu Fuß durch den Nakasero Markt. Der Nakasero Markt ist bekannt für seine Hülle und Fülle an Früchten, Gemüse und Lebensmitteln. Es war gar nicht so leicht sich seinen Weg durch die schmalen Gassen zu bahnen. Überall wurde gerufen und wild gestikuliert beim Verhandeln der Preise mit Händlern und untereinander. Alle meine Sinne liefen auf Hochtouren. Die ganzen Gerüche, lauten Geräusche und bunten Farben überall. Herrlich!
An den Anblick von Hühnern in schmalen Käfigen eingepfercht kann ich mich leider immer noch nicht gewöhnen. Fleisch gibt es im ganzen Land meist nur bei „Metzgern“. Wobei unter Metzger nicht das Gleiche zu verstehen ist wie in anderen Ländern. Das Fleisch hängt hier meist offen im Ladengeschäft herum und wird zum direkten Verkauf angeboten. Es ist weder gekühlt noch eingepackt. Selbst in gut ausgestatteten Supermärkten ist kein Fleisch zu bekommen.
Tempel
Direkt neben dem Nakasero Markt befindet sich der: Shri Sanatan Dharma Mandal Temple. Er wurde nur aus Sand gebaut und ohne Nägel oder Stahl. Ein faszinierender Eingangsbereich und Tempelhalle. Man darf den Tempel nur betreten, wenn die Beine bedeckt sind (Hose oder langer Rock). Der Eintritt ist frei.
Öffnungszeiten:
Montag bis Sonntag von 06.00 – 12.30 Uhr und 16.00 – 20.00 Uhr
Weiter Informationen findest du auch auf der Webseite des Tempels.
Old Taxi Park
Nächster Halt war der alte Taxi Park (Old Taxi Park). Ein „Minibus Bahnhof“ mit Hunderten von Minibussen. Einfach nur Wow und beeindruckend! Man mag es nicht glauben, aber hier gibt es tatsächlich ein System in dem vermeintlichen Chaos und es geht „geordnet“ zu. Man bekommt gar nicht alle Fahrzeuge auf ein Bild; so groß ist der Platz. Sehr beeindruckend das Spektakel von Nahem zu beobachten. Der Platz reicht inzwischen nicht mehr aus für all die Minibusse und nur wenige Meter entfernt wurde ein weiterer Taxi Park ins Leben gerufen. Die Minibusse fahren von hier aus kurze und lange Ziele an. Es gibt aber auch noch ein paar andere Plätze wo die richtig großen Busse/Couches starten. Diese Busse fahren meist in andere Länder oder weit entfernte Ziele. Sie sind luxuriöser und auch teurer.
Zwischen den Minibussen laufen Verkäufer umher und versorgen die Reisenden mit selbst gekochten Speisen und kühlen Getränken. Denn so eine Fahrt auf den schlechten Straßen Ugandas kann schon mal etwas länger dauern.
Owino Markt
Vom Old Taxi Park ging es weiter durch den Owino Markt. Hier ging es genauso hektisch und wuselig zu wie beim Nakasero Markt. Der Owino Markt startete 1971 mit ca. 320 Verkäufern. Früher verkauften Bauern hier Ihre Ware. Heute sind es hunderte Verkäufer und hier werden unter anderem Klamotten verkauft (neue und gebrauchte Kleidung). So viele Klamotten auf einem Haufen habe ich mein Leben noch nicht gesehen. Die Kleidung die hier verkauft wird ist zum Teil getragen und dreckig. Aber man findet auch Obst, Gemüse, gekochtes Essen, elektronische Geräte und andere Produkte. Auch auf diesem Markt scheint es trotz allem sehr geordnet und mit System zuzugehen.
Uganda National Mosque
Vom Owino Markt ging es auf den Kampala Hügel hoch zur Uganda National Mosque.
Als Frau bekommt man am Eingang ein Kopftuch auf und ein Tuch als Rock umgebunden. Dann darf man in die Mosque. Dies galt natürlich auch für mich. Um ehrlich zu sein hab ich mich darin gar nicht wohl gefühlt so eingepackt. Gerade auch weil es mega heiß war. Es gibt auch nur ein einziges Foto von mir.
Am Eingang bekamen wir einen sehr freundlichen Guide der Mosque an die Hand, der uns alles wissenswerte erzählte und unsere Fragen beantwortet.
In der Mosque haben im Innenraum bis zu 15.000 Menschen Platz. Auf der Empore nochmal 1.100 Menschen und auf der Terrasse weitere 3.500. Der untere Bereich in der Mosque ist nur den Männern vorenthalten. Die Frauen finden oben auf der Empore Platz.
Man hat auch die Möglichkeit das Minarett hoch zu steigen. Es sind über 320 Stufen bis nach oben. Der Ausblick von ganz oben auf die Stadt ist fantastisch und man bekommt einen guten Überblick. Die Anstrengung ist es wert.
Oben angekommen bietet sich ein 360 Grad Rundblick über die quirlige Stadt. Man kann von hier nur erahnen wie groß die Stadt wirklich ist.
Öffnungszeiten:
Montag bis Sonntag von 09.00 – 19.00 Uhr
Der Eintrittspreis liegt bei 15.000 UGX (Uganda Schilling) und kommt extra zum Tourpreis dazu. Es steht jedem selbst frei die Mosque zu besichtigen.
St. Pauls Cathedral Namirembe
Das nächste Ziel der Tour war die St. Pauls Cathedral. Sie befindet sich auf dem Namirembe Hügel. Es ist die älteste Kathedrale in Uganda. Mittlerweile war es später am Tag und es war sehr heiß. Der Weg zog sich von einem Hügel auf den anderen. So kommen nach einem Tag Sightseeing ziemlich viele Kilometer zusammen.
Die Kathedrale ist ein beliebter Ort zum heiraten und an diesem Samstag herrschte, wie fast jedes Wochenende, Hochbetrieb. Uns war es leider nicht möglich die Kathedrale von innen zu besichtigen. Eine Hochzeit nach der anderen folgte. Die Menschen waren wunderschön gekleidet und sahen so fröhlich aus.
Kabaka Lake
Auf dem Weg zu den nächsten Sehenswürdigkeiten kamen wir an einem Aussichtspunkt vorbei von wo aus man auf einen kleinen See schauen konnte. Den künstlich angelegten Kabaka See (Königssee). Er ist der größte künstlich angelegte See in Uganda. Das Schwimmen ist in diesem See verboten.
Auf unserem Weg zum Kabaka Palace (dem Königspalast) liefen wir die Kabaka Road entlang. Die Hauptstraße ist gesäumt mit 58 großen Skulpturen und Symbolen. Die Symbole stehen für die 58 Clans in der Region Buganda.
King’s Roundabout
Kurz vor Höhe des Palastes steht der King’s Roundabout, auch genannt „Lukoma Nantawetwa“. Das heißt so viel wie: the king doesn’t go round a roundabout. Der König ist der einzige der durch den den Torbogen fahren darf. Nur zu dieser Zeit werden die Tore von den Wachmännern geöffnet. Man kann dem König nämlich schlecht zumuten, den Kreis zu umrunden.
Kabaka Palace/Lubiri Palace
Letzte Station unserer Walking Tour führte uns zum Kabaka Palace (Kabaka = König) oder auch Lubiri Palace genannt. 1922 wurde der Königspalast einst für den König von Buganda gebaut. Seit 1966 steht er leer. Hier herrschte unter anderem Idi Amin. Auch hier bekamen wir wieder eine nette Dame an die Seite die uns viel über die Könige und die Geschichte erzählte. Durch ein imposantes Tor ging es zum Palast.
Leider ist es nicht möglich den Palast von Innen zu besichtigen. Wir durften nur einen Blick hinter das Tor werfen. Heute dient der Palast nur noch für wichtige Empfänge oder Veranstaltungen.
Zu Zeiten Idi Amin’s wurde der Folterkeller, der sich auch auf dem Gelände befindet, oft genutzt. Hier wurden über die Jahre tausende von Menschen zu Tode gefoltert oder nahmen sich selbst das Leben (unter der Herrschaft Amin’s schätzt man alleine 300.000 Menschen). Viele starben durch die Hand Idi Amin’s selbst. Mehr über den ehemaligen Präsidenten Idi Amin findest du hier.
Der Folterkeller wurde früher geflutet und unter Strom gesetzt. Es befanden sich bis zu 100 Personen in einem der drei kleinen Räume/Kammern. Wer nicht freiwillig gesprochen hat wurde gefoltert und nahm sich dann meist selbst das Leben indem er ins unter Strom gesetzte Wasser sprang. Lebend heraus kam hier niemand. Ein sehr bedrückender Ort. Es liegt eine Schwere und Traurigkeit in der Luft.
Öffnungszeiten:
Montag bis Sonntag von 08.00 – 17.00 Uhr
Eintrittspreis beträgt 15.000 UGX (Uganda Schilling) plus Trinkgeld (Optional) für die Dame die mit uns den Rundgang gemacht hat.
Nach gut sechs Stunden endete die Tour hier oben vor dem Palast. Wir wurden von unserem Taxi abgeholt und wieder zurück in unser Hotel nach Entebbe gefahren. Es war ein wirklich toller Tag in Kampala. Sehr interessant und aufschlussreich. Ich hab so viel gesehen und gelernt über Ugandas Geschichte und Menschen.
Kampala Walking Tour
„I wanted people to start experiencing the authentic Kampala from a native Kampalan – and not just an artificial photo-op of the typical tourist traps.„ – Zulaika Birungi
Kampala Walking Tour
The Lucky Zulaika Tours Company
Zulaika Birungi
PO Box 6995 Kampala, Uganda
Phone: +256 77 459-6222
Email: info@kampalawalkingtours.com
Webseite: http://kampalawalkingtours.com/
Neben den Walking Touren durch Kampala bieten die Frauen Food Touren in Kampala, Touren in die Slums aber auch mehrtägige Safaris oder Ausflüge an.
Kosten
Die sechsstündige Tour kostet dich 30 $ und die dreistündige Tour 20 $. Du kannst dir einen Fahrer bestellen, der dich von deiner Unterkunft abholt, in die Stadt fährt und wieder zurück. Hier richten sich die Preise nach der Strecke. Am besten einfach mal bei Zulaika von Kampala Walking Tour nachfragen. Am Ende der Walking Tour haben wir Joanne noch ein Trinkgeld gegeben. Dies ist natürlich freiwillig und jedem selbst überlassen.
Tipp
Wenn du dich für eine Walking Tour durch Kampala entscheidest, dann solltest du dir definitiv als Frau einen langen Rock/Tuch einpacken oder eine Hose tragen. In einige Gebäude kommt man mit kurzer Hose nicht rein. Des Weiteren sollte man Wasser dabei haben und nicht zu viel wertvolle Gegenstände im Rucksack mit sich tragen. Du hast unterwegs auch die Möglichkeit Souvenirs zu erwerben. Von Gemälden über Handwerkskunst ist alles dabei.
Fazit
Einfach nur super! Kann diese Tour und den Anbieter wärmstens empfehlen. Man bekommt so viel zu sehen und ist mitten im Geschehen! Wer nicht nur die Hotelwände sehen will, dem kann ich eine solche Tour nur ans Herz legen. Ich hab mich zu jeder Zeit zu 100% sicher gefühlt! Die Frauen von Kampala Walking Tour machen einen super Job. Sie bringen einem ihr Land näher und es ist sehr informativ.
Reiseführer
Ich habe lange nach einem tollen Reiseführer gesucht. Für Uganda gibt es da leider nicht ganz so viel Auswahl. Letztendlich ist meine Wahl auf den Bradt Reiseführer gefallen. Er ist relativ aktuell und nicht ganz so dick wie andere Reiseführer. Er ist allerdings nur auf Englisch verfügbar. Für mich hat alles gepasst und ich war sehr zufrieden. Es gibt einige farbige Bilder sowie detaillierte Karten einzelner Städte und Gebiete.
Wer mehr über Idi Amin erfahren möchte, dem lege ich den Film: „Der letzte König von Schottland“ sehr ans Herz
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Laut, stressig… Kampala von Jens von Overlandtour
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