Wir hatten also den Etosha National Park hinter uns gelassen und unser nächstes Ziel hieß Otjitotongwe Cheetah Park. Nach 250 Kilometern kamen wir endlich an der Geparden Farm an. Auf der Farm leben ca. 17 wilde Geparden in einem großen Areal (7.000ha) und drei „zahme“ junge Geparden mit den Besitzern auf einem Grundstück. Die Farm lebt von Spenden und Besuchern.
In Namibia findet man heute noch die meisten Geparden in freier Wildbahn. Allerdings hat sich der Lebensraum für diese Tiere stark reduziert. Dies liegt mitunter daran, dass das Land zu fast 43% aus Farmen besteht. Eine Farm größer als die andere mit Zäunen und Toren. Die Lebensbedinungen für diese Tiere werden dadurch erschwert. Des Weiteren dürfen die Farmer/Besitzer von Grund und Boden die Tiere abschießen sobald sie deren Land betreten. Die Besitzer der Otjitotongwe Farm werden oft von Farmern angerufen und retten dann die Tiere bevor sie erschossen werden.
Hier ein paar interessante Fakten für diese grazilen Jäger:
- In Namibia lebt die größte Gepardenpoption von ca. 2.500 Exemplaren.
- Geparden werden im Schnitt 10 bis 15 Jahre alt.
- Die weibchen wiegen zwischen 35 und 40 Kilo, die männchen zwischen 50 bis 60 Kilo.
- Der Gepard ist die schnellste Raubkatze der Welt. Er erreicht eine Geschwindigkeit von mehr als 100km/h. Doch diese Geschwindigkeit hält er nur höchstens 500 m durch. Danach ist der Gepard erschöpft.
- Keine andere Raubkatze hat eine so elegante, geschmeidige Beweglichkeit wie der Gepard.
- Geparden können sich so perfekt tarnen und kommen somit bis zu 10 Meter an ihre Beute heran.
- Heute sind Geparden noch in Asien und Afrika zu finden.
- Die größten Feinde der Geparden sind Leoparden, Löwen, Hyänen, Greifvögel und der Mensch.
- Nach einer Tragzeit von 90 bis 95 Tagen bringen die Geparden in der Regel 2 bis 6 Junge zur Welt.
- Bevorzugte Beute von Geparden sind junge Huftiere wie Gazellen und Antilopen (Kudu, Impala, Springbock). Die Beute wiegt oft nicht mehr als der Gepard selbst.
Wir bauten also unsere Zelte auf dem Zeltplatz auf und hatten ein paar Stunden Zeit zum relaxen und im Pool zu planschen. Die ganze Anlage ist wirklich sehr schön und weitläufig. Auch die Sanitären Anlagen waren sauber und modernisiert. Es gibt sogar einen Aussichtsturm wo man einen tollen Blick über das Land hat.
Am Nachmittag war es dann soweit und wir wurden von einem großen Truck mit Laderampe vom Besitzer abgeholt. Dieser lud uns zu sich und seinen drei jungen Geparden auf sein eingezäuntes Grundstück ein.
Vor dem Tor riet der Besitzer uns die Flip Flops auszuziehen, da die Geparden gerne mit diesen spielen und man sie dann nicht unversehrt zurück bekomme. Ich hatte ein sehr mulmiges Gefühl. Noch nie in meinem Leben war ich einer Raubkatze so nahe gekommen. Der Besitzer erzählte uns, dass er die drei jungen Geparden schon von klein auf hat. Er habe sie mit der Flasche aufgezogen weil die Mutter gestorben sei. Sie seien verspielt. Dies machte die Sache nicht besser für mich. Jetzt kneifen in der Gruppe war natürlich auch nicht drin und schon passierten wir das Tor.
Von weitem sah ich schon den ersten Geparden auf uns zukommen. Oh man, bloß ruhig bleiben dachte ich mir.
Zusammen mit dem Besitzer und seinem Vater gingen wir hinter das Haus auf die Wiese.
Neben den drei Geparden leben noch zwei kleine Jack Russell Terrier auf dem Grundstück. Bis jetzt sei aber glücklicherweise noch nichts schlimmes vorgefallen unter den Tieren erzählte der Besitzer. Lediglich die Jack Russell wollen den Geparden ab und an die Knochen nach den Mahlzeiten klauen.
Während ich so die Tiere beobachtete merkte ich wie ein Gepard auf mich zukam. Ich konnte gar nicht so schnell gucken und schon biss er in meine Fußfessel. Ich hatte es irgendwie geahnt! Vielleicht hat das Tier auch meine Angst gespürt. In diesem Moment machte meine Freundin Anne das „Beweisfoto“.
Schnell kamen die Besitzer und befreiten meinen Fuß aus dem Maul des Tieres.
Das Tier wollte anscheinend nur mit mir spielen und der Biss war eher ein „Liebesbiss“ aber ich kann euch sagen das ich die Kraft der Zähne und des Mauls gespürt habe und ein Abdruck der Zähne war auch für mehrere Stunden zu sehen. Ich zitterte am ganzen Körper und wollte eigentlich nur noch das Gelände verlassen. So wie mir ging es auch noch einem anderen Mädel aus unserer Gruppe, Mareike aus Deutschland. Auch sie wurde vom selben Gepard in die Fessel „gebissen“.
Ab jetzt hielt ich mich im Hintergrund und versteckte mich hinter den Männern aus unserer Gruppe. Denn jetzt bekamen die Geparden erstmal ihr Abendessen. Ein riesiges Stück Fleisch für jeden. Die Hunde waren natürlich auch mit vorne dabei. Während die Tiere das Fleich verspeisten fragte ich mich warum sie jetzt erst gefüttert wurden und nicht schon vor unserem Eintreffen. Mein Fuss wäre fast die Hauptspeise gewesen. 🙂 Spaß!
Nachdem die Tiere versorgt waren verabschiedeten wir uns von den drei jungen Geparden. Ich war so froh das Grundstück zu verlassen. 🙂 Der Besitzer nahm uns jetzt noch mit zur Fütterung der „wilden Geparden“ auf seinem anderen Grundstück. Wir sprangen alle auf die Ladefläche seines Trucks und los ging die Fahrt. Die Lebengeschichten dieser Geparden war recht unterschiedlich. Einige wurden verletzt aufgefunden und gesund gepflegt, konnten aber in der freien Wildbahn nicht mehr überleben.
Als die Geparden das Auto anrollen sahen kam sie auf uns zu. Auf der Ladefläche des Trucks stand eine Tonne mit Fleisch. Für jeden Gepard gab es ca. 3 Kilogramm Fleisch. Die Tiere freuten sich schon und stritten um die ersten Stücke Fleisch.
Nach der Fütterung ging es für uns zurück zum Camp. Auf dem Weg zurück fing es plötzlich heftig an zu regnen. Der erste Regen seit Monaten wurde uns berichtet. Für die Natur und das Land ein Segen. Wir waren pitsch nass und mussten auf dem Zeltplatz erstmal unsere Klamotten und Schlafsäcke am Lagerfeuer trocknen. Es war ein aufregender und spannender Tag. Müde schliefen wir in unseren klammen Schlafsäcken und Zelten ein.
Mein Fazit: Als ich würde nicht mehr freiwillig so nah an Raubkatzen oder Wildtiere herangehen. Es sind und bleiben wilde Tiere. Und meinen Fuß will ich gerne behalten. 🙂 Wäre der Programmpunkt nicht in der Reise inkludiert gewesen hätte ich das nicht gemacht. Es war eine Erfahrung und jeder sollte für sich entscheiden ob er das machen will.
Das nächste Mal nehme ich euch mit zu meinem absoluten Lieblingsort in Namibia. Afrika ist schon einzigartig und ein Teil meines Herzens wird immer dort sein! ♥
3 Comments
[…] National Park. Ganze zwei Tage erkundeten wir den Park und die riesige Salzpfanne bevor es auf die Geparden Farm ging. Ein Abenteuer das ich nicht nochmal erleben will. Diese Tiere haben mir ganz schön Angst […]
Spannend! Mir wäre sicherlich auch mulmig gewesen – aber trotzdem wäre ich wahrscheinlich lieber freiwillig zu den Geparden gegangen als in die Devils Pools. Auf den Fotos sieht man dir die Angst übrigens gar nicht so an 😉
Hahaha…danke dir! Ich wollte meine Angst vor den Geparden nicht zeigen. Aber wahrscheinlich haben sie das Angstfleisch schon gerochen 😉